Nebenwerte - das unterschätzte Rückgrat der deutschen Börse
In der Vergangenheit galten deutsche Nebenwerte - also die Unternehmen im MDAX und SDAX - als heimliche Stars der Börse. Historisch betrachtet haben sie den DAX übertroffen. Doch in den letzten Jahren gerieten sie ins Straucheln. Nun erleben Nebenwerte ein Comeback.
Seit 2020 litten die kleineren deutschen Aktien besonders unter steigenden Zinsen, den höheren Energiepreisen und den geopolitischen Herausforderungen, speziell im Spannungsfeld zwischen China und den USA. Anders als global aufgestellte DAX-Konzerne, die teils von Dollarstärke und internationaler Diversifikation profitierten, sind viele MDAX- und SDAX-Werte stärker auf Europa fokussiert. In einem Umfeld, in dem das Wachstum schwächelt und Finanzierungskosten steigen, ist das eine schwere Hypothek.
Der MDAX - Heimat für größere Mittelständler wie Evonik, Hugo Boss oder Airbus - verlor seit seinem Hoch 2021 teils zweistellig. Seit Anfang 2025 zeigt der MDAX, aber auch der SDAX, wieder Stärke. Mit rückläufiger Inflation fallen die Zinsen und damit die Refinanzierungskosten und die neue Bundesregierung könnte einen positiven Stimmungswechsel auslösen.
Die geplanten staatlichen Ausgabenprogramme für Infrastruktur und Verteidigung in Deutschland sollten einen positiven Einfluss auf die Umsätze und Gewinne von Unternehmen im MDAX und SDAX haben.
Deutsche Nebenwerte sind oft Innovationsführer, hoch spezialisiert und profitieren überproportional von wirtschaftlichem Wachstum. Dies gilt auch für US-Nebenwerte. Auch hier haben in den vergangenen Jahren die großen Technologiewerte das Interesse an Nebenwerten erkalten lassen.
Fazit: Der Aufschwung der deutschen Nebenwerte ist keine Eintagsfliege, sondern Teil einer überfälligen Neubewertung. Wer nicht nur auf die Giganten des DAX blickt, sondern auch die Perlen des MDAX und SDAX im Auge behält, könnte langfristig belohnt werden. Denn oft steckt in der zweiten Reihe mehr Zukunft, als man auf den ersten Blick sieht.
von Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen AG in Starnberg
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